Generalverdacht der Politik: Senioren am Steuer sind ein Sicherheitsrisiko

396
(1 Bewertung, 4.00 von 5)
Generalverdacht der Politik: Senioren am Steuer sind ein Sicherheitsrisiko4.00 von 5 basiert auf 1 Bewertungen.

Müssen ältere Autofahrer demnächst regelmäßig zu einer Art Gesundheits-TÜV? Wenn es nach dem Willen des  Hamburger Innensenators Michael Neumann (SPD) geht, dann sollen Gesundheitstests für alle Autofahrer in einem Turnus von 15 Jahren obligatorisch sein. Im Fall des Falles entscheidet dann ein Arzt, ob die Fahrerlaubnis eingezogen wird.

Es klingt in der Tat alarmierend, was der Hamburger Innensenator Michael Neumann (SPD) da neulich zum Thema Verkehrssicherheit beizutragen hatte: Senioren am Steuer seien "häufiger als andere Altersgruppen für Unfälle verantwortlich“, ließ er verlautbaren.

Auf den ersten Blick scheinen die Zahlen dem obersten Hamburger Ordnungshüter bei seiner Forderung nach einer verpflichtenden Überprüfung der Fahrtauglichkeit durch einen Mediziner Recht zu geben. Immerhin steht in den schlauen Büchern des Statistischen Bundesamtes zum Beispiel geschrieben, dass Autofahrer, die über 75 Jahre alt und an einem Unfall beteiligt sind, in rund Dreiviertel der Fälle die Schuld am Zustandekommen des Unfalls tragen. Klingt nach einer klaren Sache, oder? Die Schlussfolgerung liegt nah: Fahrer mit schlohweißen Haaren gehören nicht länger hinter das Steuer eines Autos.

Doch mit dem Zahlenspiel der Statistik machen es sich die Befürworter des Gesundheitschecks für ältere Autofahrer zu einfach. Der Generalverdacht unter dem die Generation 60 plus steht - nämlich ab einem gewissen Alter als Fahrer/Fahrerin automatisch nicht mehr dem Verkehrsgeschehen gewachsen zu sein - lässt sich gar so einfach mit dem Instrument Statistik nicht belegen. Man kann die vorhandenen Daten der Unfallstatistiken nämlich auch ganz anders auslegen. So weist etwa der Automobilclub AvD daraufhin, dass im Jahr 2011 junge Erwachsenen zu rund 60 Prozent und Kinder mit knapp 55 Prozent bei Unfällen, in die sie verwickelt waren, die Schuld trügen. Aha! Und es gibt noch eine anderen Zahl, welche die Forderung nach einem Gesundheits-TÜV für ältere Fahrer relativiert: So hat der AvD nämlich errechnet, dass das Unfallrisiko von Autofahrern, die älter als 75 Jahre sind, gerade einmal halb so groß wie das von jungen Lenkradakrobaten ist (vergleiche auch Infogramm des ADAC: „Unfallhäufigkeit nach Altersgruppen 2010").

So gesehen, käme es also zu einer dramatischen Senkung der Unfallziffern, wenn man die jungen Leuten vom Fahrerplatz verbannt und dieser nur Senioren vorbehalten bliebe!? Im Ernst, das ist natürlich Unsinn. Aber diese Rechnung zeigt, dass die gewiefte Auslegung von Statistiken nach Politiker-Art nicht wirklich zur Steigerung der Verkehrssicherheit beiträgt.

Diagramm des ADAC - Vergleich der Unfallhäufigkeiten verschiedener Altersgruppen in 2010

 

Reifensuche

von € bis

garage-fertiggarage-sidebar